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Kauna Malgwi

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Kauna Malgwi ist eine nigerianische klinische Psychologin, Gewerkschafterin und Menschenrechtlerin, die sich für faire und traumasensible Arbeitsbedingungen im Bereich Inhaltsmoderation in Afrika einsetzt.[1][2] Sie ist Vorsitzende der nigerianischen Landesgruppe der Content Moderators Union.[2] Im Jahr 2024 wurde sie sowohl in die Liste TIME100 AI als auch in die BBC-Liste 100 Women aufgenommen.[2][3]

Malgwi begann ihr Studium in Nordnigeria, floh 2012 gemeinsam mit Angehörigen vor der Boko Haram nach Abuja und schloss ihre Ausbildung später in Kenia ab.[2] Im Jahr 2019 trat sie eine Stelle beim Subunternehmer Sama an, die sich als ausgelagerte Facebook-Inhaltsmoderation entpuppte und tägliche Konfrontation mit Kriegsverbrechen, sexualisierter Gewalt und Suizidinhalten einschloss.[2] Nachdem 2023 ein Hinweisgeber niedrige Bezahlung und Gewerkschaftsfeindlichkeit öffentlich gemacht hatte, beendete Sama den Vertrag; Malgwi und rund 260 Personen verloren ihre Stellen, während ein kenianisches Gericht die Kündigungen vorläufig stoppte und Meta zu psychologischer Versorgung der Betroffenen verpflichtete.[2][4] Ihre professionelle Ausbildung als klinische Psychologin und die eigenen Belastungserfahrungen prägten fortan ihren Einsatz für mentale Gesundheit in der digitalen Arbeit.[1][2]

Als Vorsitzende der nigerianischen Landesgruppe der Content Moderators Union setzt sich Malgwi dafür ein, dass junge Tech-Beschäftigte ihre Rechte kennen und gewerkschaftlich organisiert bessere Bedingungen durchsetzen können.[2] Im Februar 2024 sagte sie vor dem Europäischen Parlament über die psychischen Folgen der Moderationsarbeit aus; zwei Monate später stimmte das Parlament der Richtlinie zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Plattformarbeit zu, welche den Beschäftigtenstatus und Rechte für die Plattformarbeit in der EU regelt.[2] In Kenia ordnete ein Arbeitsgericht 2023 im Rahmen eines Verfahrens die Wiedereinsetzung der Belegschaft an und verpflichtete Meta zugleich zu angemessener medizinischer und psychologischer Betreuung, was als Meilenstein für den Schutz galt.[4] Im September 2024 bestätigte das Berufungsgericht, dass Klagen ehemaliger Moderatoren gegen Meta, Sama und Majorel verhandelt werden können; die Kläger verlangen bis zu 1,6 Mrd. US-Dollar Entschädigung.[5] Neben der Gewerkschaftsarbeit wirbt Malgwi international für traumasensible Standards in der digitalen Arbeit.[1] Für ihre Aufklärungsarbeit und ihren Einsatz wurde sie 2024 von TIME in die Liste TIME100 AI sowie von der BBC in die Liste 100 Women aufgenommen.[2][6][3]

Einzelnachweise

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  1. a b c The Hidden Cost of AI: Content Moderation, Mental Health, and the Fight for Ethical AI in Africa. In: Georgia Institute of Technology. 6. November 2025, abgerufen am 30. November 2025 (englisch).
  2. a b c d e f g h i j Kauna Malgwi. In: TIME. 5. September 2024, abgerufen am 30. November 2025 (englisch).
  3. a b Nigerians shine in BBC 100 Women list. In: The Guardian Nigeria News. 4. Dezember 2024, abgerufen am 30. November 2025 (englisch).
  4. a b 'A watershed': Meta ordered to offer mental health care to moderators in Kenya. In: The Guardian. 7. Juni 2023, abgerufen am 30. November 2025 (englisch).
  5. Meta could face trial in Kenya for firing content moderators. In: DW. 21. September 2024, abgerufen am 30. November 2025 (englisch).
  6. Nigeria’s Chinasa Okolo, Kauna Malgwi named among Time 100 most influential people in AI. In: TheCable. 6. September 2024, abgerufen am 30. November 2025 (englisch).